FELDJÄGERBATAILLON 751
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ZUR GESCHICHTE DES FELDJÄGERBATAILLONS 751
In der Heeresstruktur 3 umfasste die Feldjägertruppe ca. 2800 Soldaten. Für den Spannungsfall war eine Verdreifachung der Truppenstärke vorgesehen, im Wesentlichen durch nichtaktive Bataillone wie z.B. das ehemalige Feldjägerbataillon 751.
Ende der 1960-er Jahre begann die Aufstellung der Mob-Truppenteile der Feldjäger im Wehrbereich V (Baden- Württemberg), zunächst unter Kalenderführung des VBK 52 in Karlsruhe mit dem Feldjägerbataillon 751. Kurzfristig kam ein zweites Reservebataillon hinzu, nämlich Feldjägerbataillon 752 unter der Kalenderführung des VBK 54 in Tübingen. Dieser Verband blieb indessen eine Episode auf dem Papier.
Das Wappen des Feldjägerbataillons 751 hat als Grundlage die baden-württembergischen Farben Schwarz und Gelb. Zusammen mit den drei Stauferlöwen in der unteren Wappenhälfte wird damit auf den Einsatzraum des Verbandes hingewiesen, der preußische Gardestern in der oberen Wappenhälfte ist als Symbol der Feldjägertruppe eingefügt.
Die erste Übung von Teilen des Feldjägerbataillons 751 fand im Juli 1971 statt, das Bataillon bestand bis zu seiner Auflösung im Sommer 2006. Die Sicherheitslage hatte sich nach dem Mauerfall, nach der Wiedervereinigung und der Auflösung des Warschauer Paktes völlig verändert. Man brauchte keine nichtaktiven Verbände mehr.
Im Zeitraum seines Bestehens wurde das gesamte Bataillon nur zweimal komplett einberufen. Dies war erstmals 1974 bei der Großübung "SCHNELLER WECHSEL" der Fall unter seinem ersten Kommandeur Oberstleutnant d. R. Wilhelm Pulster, dabei sogar verstärkt durch die 2. Kompanie (damals Karlsruhe) des Feldjägerbataillons 750. Es wurde der Aufmarsch des III. Deutschen Korps aus einem Raum, der mit der Pfalz geografisch gut umrissen ist, ins nördliche Baden-Württemberg und nach Unterfranken auf drei Marschstraßen geübt. Ein Schwerpunkt der Übung war das Übersetzen der Verbände über den Rhein und den Neckar. Eingesetzt waren damals ca. 11000 Radfahrzeuge und 2500 Kettenfahrzeuge. Der Einsatz bei dieser Heeresübung war ohne Zweifel ein Höhepunkt in der Bataillonsgeschichte.
Eine zweite Einberufung des gesamten Bataillons erfolgte 1976 auf dem Truppenübungsplatz Stetten. Dort wurde eine reine Ausbildungsübung unter dem Namen "STETTENER TRICHTER" absolviert. Neuer Kommandeur war seit einem Jahr Oberstleutnant d. R. Dieter Kaupisch, aktiver "Kon-Kommandeur" war, wie schon beim "SCHNELLEN WECHSEL", Oberstleutnant Böckle, Mitbegründer der Kameradschaft der Feldjäger e.V. und heute deren Ehrenpräsident.
Seit 1971 hatte das Feldjägerbataillon 751 zunächst 14 Mob-Übungen mit einer Dauer von ca. 8 - 11 Tagen absolviert. Geübt wurde in der Regel im Ausbildungszentrum 850 in Ludwigsburg bzw. später in Esslingen. Oft kulminierten diese Übungen mit einem Einsatz bei einer Großübung des Heeres. Leiter des Ausbildungszentrums waren die Oberstleutnante Blahak, Daum und Kammerer.
Die Mob-Übungen wurden später Truppen-Wehrübungen genannt. Es gab Truppenwehrübungen in der Form 1 und 2 unter der Verantwortung des aktiven Feldjägerbataillons als Kalenderführer. 15 solcher Wehrübungen sind in der Bataillonschronik verzeichnet. Oft waren diese Übungen Leitnetzübungen, und auch hier waren die Kompanien bei diversen Heeresübungen im Einsatz.
Mit zum Übungsspektrum des Feldjägerbataillons 751 gehörten auch sog. Stabs- und Rahmenübungen. Die größte Übung dieser Art war die Übung "RAUHFUTTERLAGER" in Ludwigsburg im Jahre 1983.
Außerdem berichtet die Chronik über 23 zweitägige Kurzwehrübungen von Einheiten oder Teileinheiten des Bataillons. Hinzu kommt eine Vielzahl von Einzelwehrübungen durch Bataillonsangehörige mit einer Dauer von wenigen Tagen bis zu sechs Wochen, z. B. zur Teilnahme an WINTEX-Übungen oder zu den Lehrgangsteilnahmen an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst in Sonthofen. Zu nennen sind hier die Kompaniechef- und die Bataillonskommandeur-Lehrgänge, die Arbeitstagungen für Kommandeure oder die Teilnahme an den sog. Sicherheitstagungen. Die Tagungen der Kommandeure nicht-aktiver Verbände an der Infanterieschule in Hammelburg gehören ebenfalls in diese Aufzählung. Auch die gemeinsame Weiterbildung aktiver Kompaniechefs und Kompaniechefs der Reserve seien an dieser Stelle ebenso genannt wie die gemeinsame Kompaniefeldwebel-Ausbildung der Feldjägerbataillone 741, 751 und 762.
Die Anzahl der so genannten "dienstlichen Veranstaltungen", z. B. für Planübungen, Chefbesprechungen u. ä. übersteigt den zweistelligen Bereich in all den Jahren.
Ihre Leistungsfähigkeit konnten die Angehörigen des Feldjägerbataillons 751 unter Beweis stellen durch Übernahme des Feldjägerdienstes im Einsatzraum des aktiven Verbandes während dessen Einbindung im Auslandseinsatz, etwa im Kosovo. So hatte das Feldjägerbataillon im Jahr 2000 alleine 3225 Wehrübungstage abgeleistet, um den Feldjägerdienst im Einsatzraum 10. Panzerdivision/Wehrbereich V aufrecht zu erhalten. Dabei wurde das aktive Bataillon auf allen Führungsebenen bis hinauf zum Bataillonskommandeur vertreten, da es sich in diesem Jahre erstmalig als Leitverband im Kosovo-Einsatz befand. Der damalige Entschluss Kommandeur Feldjägerbataillon 751 lautete: "FJgBtl 751 verstärkt unter Entfall der geplanten 3 Truppenwehrübungen und unter Massierung auf 12-tägige Einzelwehrübungen im Jahr 2000 das aktive FJgBtl 750 in der Wahrnehmung des Feldjägerdienstes im Wehrbereich V durch den Einsatz von Feldjägerzügen während der Dauer von 34 Wochen."
Das Bataillon profitierte auch dabei auf allen Ebenen zunehmend von immer mehr hervorragend ausgebildeten ehemaligen Zeitsoldaten, die in der Regel aus dem Feldjägerbataillon 452 (750) kamen. Der Feldjägerdienst wurde dabei so professionell ausgeübt, dass sich die Soldaten des Lobes hoher Truppenführer erfreuen durften, und das Erstaunen war in vielen Fällen groß, wenn die Befehlshaber erfuhren, dass die eingesetzten Feldjäger Reservisten waren.
Sichtbarste Anerkennung fanden die Leistungen des Bataillons am 12. Oktober 2002 durch die Verleihung des Fahnenbandes des Herrn Ministerpräsidenten des Bundeslandes Baden-Württemberg, damals Erwin Teufel. Die Verleihungszeremonie selbst nahm der damalige Staatsminister Dr. Christoph Palmer vor.
Bei den verschiedensten Anlässen wurde das Feldjäberbataillon 751 durch hohen Besuch beehrt. Mehrfach war die Umweltministerin des Landes Baden-Württemberg, Frau Gönner, in Stetten. Bundes- und Landtagsabgeordnete kamen zu feierlichen Appellen oder Kommandoübergaben ebenfalls dorthin oder früher nach Esslingen. Darunter auch Oberst der Reserve Ernst Reinhard Beck, heute verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag. Selbstverständlich hatten uns auch die Befehlshaber und deren Stellvertreter im früheren Wehrbereich V und im jetzigen Wehrbereich IV im Blick.
Wer waren nun die Kommandeure des Feldjägerbataillons 751? Es sind die Oberstleutnante d Res Wilhelm Pulster + (1971 - 1975), Dieter Kaupisch (1975 - 1988), Fritz Walter (1988 - 1992), Klaus-Peter Hemmler (1992 - 1996), Ulrich Hagen (1996 - 2002) und Konrad Velten (2002 - 2006). Die Kommandeure des aktiven Schwesterbataillons in dieser Zeit waren Oberst Schlolaut †, die Oberstleutnante Böckle und Thümmel, Oberst Kurek, Oberst Richter und die Oberstleutnante Mitterer, Busch, Brendel und Näpel.
Die Oberstleutnante Staab und Taube übernahmen nach der Auflösung des Feldjägerbataillons 751 gewissermaßen die "Erbmasse" dieses Verbandes, denn viele frühere "751-er" sind auf sog. gespiegelten Stellen beim Feldjägerbataillon 452 eingeplant.
Nach einem Bestand von 35 Jahren lag es nahe, dass ehemalige Bataillonsangehörige, darunter sämtliche früheren Kommandeure, das Angebot der Kameradschaft der Feldjäger e.V. wahrnahmen und im Sommer 2009 in Bruchsal den Traditionsverband Feldjägerbataillon 751 gründeten. Ziele dieses Traditionsverbandes sind:
- die Tradition des Verbandes und die Erinnerung an denselben sowie die soldatische Kameradschaft durch aktuelle Information, z. B. im FELDJÄGER und durch in der Regel eine, maximal zwei Veranstaltungen pro Jahr zu pflegen und wertvolle Kontakte zu den früheren Bataillonsangehörigen auf allen Ebenen nicht abreißen zu lassen,
- den Kontakt zur aktiven Truppe zu halten sowie Einblicke in deren heutige Einsätze zu gewinnen,
- den zur Zeit noch beim Feldjägerbataillon 452 eingeplanten Reservisten nach deren Ausplanung eine "militärische Heimat" zu bieten und
- in der Öffentlichkeit, also am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis "Anwalt" für die Belange der Bundeswehr im Allgemeinen und der Feldjägertruppe im Besonderen zu sein.
Die Geschichte des Feldjägerbataillon 751 ist eng verbunden mit der derjenigen des aktiven Schwesterbataillons. Ohne das stets kameradschaftliche Miteinander des aktiven und des nichtaktiven Bataillons, ohne die hohe menschliche und fachliche Kompetenz der Aktiven auf allen Ebenen, ohne ihre Identifikation auch mit dem Auftrag des Feldjägerbataillon 751 und den Menschen, die dahinter standen, gäbe es keine Erfolgsgeschichte wie die hier dargelegte. Ein ständiges Miteinander wurde über mehr als 30 Jahre hinweg praktiziert.
Aus der Sicht des Verfassers dieses Artikels kann folgendes Resümee gezogen werden: Die Bundeswehr ist heute eine Armee, die an weltweiten Einsätzen beteiligt ist. Reserveverbände wie früher braucht man z. Zt. nicht. Auf Deutschland beschränkt hat die Bundeswehr ab Mitte der 50er bis in die 90er Jahre auch im Zusammenwirken mit einer Vielzahl von Reserveverbänden bei allen Teilstreitkräften zusammen mit den Alliierten dafür gesorgt, dass aus dem Kalten Krieg kein heißer wurde. Das ist eine Leistung, die man hoch veranschlagen muss. Das Feldjägerbataillon 751 war mit dabei.
Dieter Kaupisch, Oberstleutnant d. R.