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TRUPPENFARBE ORANGE

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DIE HERKUNFT UNSERER TRUPPENFARBE
Orange – eine Farbe von vielen, wird sich der Leser denken, doch das ist weit gefehlt.
Die Waffenfarbe der Feldjägertruppe auf Kragenspiegel, als Paspelierung oder als Litzen verwandt, ist eine noch junge Waffenfarbe, im Gegensatz zur Farbe Grün der Jäger und Schützen, als einer der ältesten Farbe einer Waffengattung in der deutschen Militärgeschichte überhaupt. Die Farbe Orange war in Brandenburg/Preußen nur selten anzutreffen und ist kaum als Wappen- bzw. Fahnenfarbe in früherer Zeit in Erscheinung getreten. Obwohl Orange im Sinne der Heraldik eigentlich keine Farbe ist, so wird sie doch in Preußen als heraldische Farbe geführt und findet sich seit dem 17. Jahrhundert immer wieder einmal im altpreußischen Heer als Kennzeichnungsfarbe auf Fahnen und an der Uniform (lat. Vestitura uniformis) als Besatztuch oder Rockschleifen.
Allerdings wurde die Farbe auch in anderen Armeen in Europa vereinzelnd als Abzeichenfarbe verwendet. Oranien (franz. Orange ) war eine dem Königshaus Preußen besonders nahe stehende Farbe. Sie weist zum Andenken auf die erste Frau des Großen Kurfürsten FriedrichWilhelm von Brandenburg (1620-1688), Prinzessin Luise Henriette von Nassau-Oranien hin, deren Wappenfarbe Orange war. Luise Henriette war die Mutter des ersten preußischen Königs Friedrich I (1657-1713) und zugleich das Enkelkind Wilhelms I. von Oranien. In Anlehnung an die oranische Verwandtschaft bekamen die Söhne des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm I. 1708 und 1712 von König Friedrich I. von Preußen auch den Titel eines Prinzen von Oranien verliehen. Im Jahre 1806 wurde Generalleutnant Wilhelm Friedrich Fürst von Oranien-Fulda Chef des preußischen Infanterieregiments Nr. 19 (später dann „Prinz von Oranien“). Diese Regelung bestand bis 1713 und wurde dann durch den Soldatenkönig (1713-1740) abgeschafft.
Die Heirat des Großen Kurfürsten mit Luise Henriette von Oranien hatte ein „niederländisches Jahrhundert“ im Sinne einer politischen und kulturellen Orientierung zur Folge. Das Geschlecht der Oranier verdankt seine Farbe dem kleinen Fürstentum Orange im Rhonetal oberhalb von Marseille in Südfrankreich. Das Fürstentum war im Jahre 1530 durch Heirat an die Grafschaft Nassau-Chalons und 1544 an Wilhelm I. von Nassau-Dillenburg, genannt „der Schweiger“, dem späteren königlichen Statthalter der Niederlande, gefallen. Er befreite später die Niederländer vom spanischen Thron und wurde 1584 ermordet. Mit Wilhelm I., der auch Prinz von Oranien war, erfolgte dann die Gründung des Hauses Nassau-Oranien. Die zugesagte Reichshilfe u.a. mit Truppen im spanischen Erbfolgekrieg (1702-1714), die Brandenburg dem deutschen Kaiser Leopold I. (1657-1705) leistete sollte, machten den Weg frei, am 24. Juli 1700 die Zustimmung des Kaisers zu erreichen, um Preußen zum Königreich zu erheben. Die Krönung fand mit großem Prunk am 18. Januar 1701 in Königsberg statt. Nachdem Preußen im Reichskrieg 1702 dem Bündnis gegen Frankreich beigetreten war, verstarb 1702 Wilhelm-Heinrich III. von Oranien, Statthalter der Niederlande und König von England seit 1689, ohne Nachkommen.
Obwohl Friedrich I. in Preußen sein nächster Verwandter war, konnten die Erbansprüche auf Oranien erst 1732 gelöst werden. Der preußische militärische Beitrag wurde nach Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzung im Frieden von Utrecht und Rastatt 1712/13 und 1714 zwischen dem Sonnenkönig Frankreichs und Spanien auf der einen Seite und dem deutschen Kaiser mit seinen Verbündeten Großbritannien, Niederlande, Portugal, Preußen und Savoyen auf der anderen Seite, von den Großmächten nur ungenügend gewürdigt. Im Gegensatz zu den großen Gebietszuwächsen und Titeln der anderen Staaten wurde Brandenburg lediglich mit Gebietsfetzen wie Neuenburg (Neuchatel) in Personalunion, Lingen und dem früheren spanischen Herzogtum Obergeldern abgefunden. Auch der Anspruch auf das Fürstentum Nassau-Oranien war ihm verwehrt worden, sodass Nassau-Oranien 1715 an Frankreich fiel. 1806 wurde das vereinigte Fürstentum Nassau-Oranien aufgelöst und zum großen Teil dem Großherzogtum Berg (Raum Düsseldorf) zugeschlagen. Da sich seit dem 18. Jahrhundert das preußische Heer stark vermehrt hatte, wurden weitere Kennzeichnungsfarben für die Armee erforderlich, und so kamen mit der Regierungszeit Friedrich des Großen (1740-1786) bis 1806 zusätzlich weitere zwölf Farben als Abzeichen und Kennzeichnungsmerkmale, darunter auch Orange, hinzu.
Unter diesem historischen Hintergrund findet sich in der preußischen Armee die Farbe und Bezeichnung Orange dann auch vereinzelt in Uniformen als Abzeichenfarbe und in Regimentsfahnen wieder. So unter anderem bei den Regimentern Volckmann und Goldow um 1637, Regiment zu Fuß Graf Dohna Nr. 16 von 1689, Markgraf Philipp Wilhelm von Brandenburg Nr. 12 von 1685, Regiment zu Fuß von Winterfeld Nr. 1 von 1713, Infanterie Regiment Nr. 30, Füsilier-Regiment Markgraf Heinrich Nr. 42 von 1741, der Tambour des Füsilier-Regiments Nr. 49 von 1741, Garnisons-Regiment IX. von 1743, Infanterie Regiment Nr. 45 von Dassow von 1743, Bosniaken-Regiment Nr. 9 von 1745, die Infanterieregimenter Nr. 4 von Kalckreuth von 1806, Nr. 14 „Prinz von Oranien“ und von Plötz Nr. 42 1806 oder auch das Garde-Reserve-Infanterie Regiment von 1860. Wie bereits beschrieben, fand sich auch in der Bezeichnung eines Regiments der Begriff wieder, so 1833 beim Nassauischen Feldartillerie-Regiment Nr. 27 Oranien.
Als Besonderheit ist zu bemerken, dass im Gegensatz zu den Regimentern der preußischen Armee das Feldjägerkorps und auch die Jägertruppe keine Feldzeichen und Fahnen geführt haben, da die Jägertruppe kein ständiger Truppenkörper und in der Regel für besondere Gefechtsarten eingesetzt war. Sollte ein Regiment für besondere Leistungen ausgezeichnet werden, so wurden durch den König dem Regiment für die Fahne oder das Feldzeichen sogenannte Paradebänder verliehen, was allerdings sehr selten vorkam. Nachgewiesen ist, dass das 1. Garde Regt. und das 3. Garde Rgt. zu Fuß sowie der Standarte des Garde du Corps am 18. August 1895 die Ehre zuteil wurde. Das Paradeband bestand aus einem orangenem Seidenband und war mit dem Stern und Kreuz des hohen Ordens vom Schwarzen Adler dekoriert. Mit der Stiftung des „Schwarzen Adler Orden“ am 18. Januar 1701 sehen wir die Farbe Orange auch im silbernen Bruststern als Hintergrundfarbe des Schwarzen Adlers und als Hauptfarbe des Schulterbandes/Schärpe, welches von der linken Schulter nach der rechten Hüfte getragen wurde. In vielen zeitgenössischen Abbildungen sind preußische Könige und Kaiser mit dem Orden abgebildet, und diese geben durchaus eindrucksvoll die Farbe Orange wieder. In den nachfolgenden Jahrzehnten bis 1936 war eine andere Verwendung als eine heraldisch gebräuchliche Farbe zur Kennzeichnung von Truppen nicht üblich. Nachdem am 21. Juni 1920 die Umbennung von Landgendarmerie in Landjägerei und 1934 in Gendarmerie erfolgt war, sehen wir, dass jetzt der Gendarmerie die Farbe zugeordnet wird.
Allerdings ist es nicht erklärlich, warum gerade Orange mit der Gendarmerie in Verbindung gebracht wurde. Gemäß den Bestimmungen von 1936 trugen jetzt Gendarmerie-Wachtmeister und -Meister (Sammelbegriff) als Abzeichentuch die Farbe Orange. Unter die Uniformtragebestimmungen mit der Farbe Orange der Gendarmerie fielen die Kragenspiegel, die Unterlage der Dienstgradabzeichen, die Paspelierung des Uniformrocks, die Mütze sowie auch das Polizeihoheitsabzeichen mit schwarzem Adler und dem Schriftzug des Standortes (ab 1937), welches als Ärmelabzeichen getragen wurde. Doch auch von den Wehrersatzdienststellen, der Heeres-Pionier-Lehranstalt, den Feldzeugeinheiten, von Waffenoffizieren und Uhrmachertrupps wurde zunächst Orange als Waffenfarbe getragen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Errichtung von ständigen Feldgendarmerieeinheiten übernahmen diese die Abzeichenfarbe der Gendarmerie als Truppenfarbe. Nun war es aber auch nicht verwunderlich, dass die Feldgendarmerie die Farbe erhalten hat, stellte doch schon seit 1936 die Gendarmerie und auch die Schutzpolizei das Rahmenpersonal für den militärischen Ordnungsdienst im Heer. Erstmals 1936 für die Truppenübung des Gruppenkommandos 2 für Absperr- und Sicherheitsmaßnahmen und dann (1938) bei der Besetzung Österreichs und des Sudetenlandes.
Damit führten mit Beginn des Krieges die Mannschaften und Unteroffiziere der Feldgendarmerie Orange in ihren Dienstgradabzeichen, Kragenspiegeln und dem Hoheitsabzeichen mit schwarzem Hakenkreuz (wie der Polizeiadler) als Ärmelabzeichen. Doch auch die Angehörigen der zum Verkehrsdienst von 1939-1941 bestehenden Verkehrsregelungsbataillone trugen zur Kennzeichnung eine rot-orangene Armbinde mit der Aufschrift „Verkehrsaufsicht“. Mit der Besetzung Deutschlands durch die Alliierten und der Notwendigkeit, wieder ein Ordnungsorgan zur Verfügung zu haben, um dem Chaos entgegenzutreten, wurden zunächst ehemalige Wehrmachtsangehörige für diese Aufgabe verpflichtet. In Ermangelung einer einheitlichen Uniform trugen diese Hilfspolizisten teilweise ihre alte Wehrmachtsuniform weiter, darunter fielen auch die Angehörigen der Gendarmerie und auch der Feldgendarmerie. Zusätzlich wurde am linken Arm eine weiße Binde mit der schwarzen Aufschrift „M.G.-Police – Polizei“ (Military-Government-Polizei) oder „M.R.-Police – Polizei“ (Military-Regierungs-Polizei) geführt. Nach Aufstellung der neuen Streitkräfte 1955 erfolgte wieder eine Zuordnung von Abzeichen und Erkennungszeichen für die einzelnen Truppen und Waffengattungen. Doch sollten zunächst alle alten Zöpfe abgeschnitten werden, und so wurde die Uniform der neuen Bundeswehr dem amerikanisch-englischen Vorbild angepasst. Nur die sogenannte Bergmütze erinnerte noch an die Wehrmacht.
Doch besann man sich im Laufe der Jahre Gott sei Dank bei Einzelheiten in der Uniformgestaltung eines Besseren und griff wieder auf bewährte deutsche militärische Traditionen zurück. Zunächst wurde in der Feldjägertruppe bis 1957 an beiden Kragenecken des Ausgeh-, Dienst- und Arbeitsanzuges (Affenjacke) als Kennzeichnung der Waffengattung ein einfacher altgoldener metallener Prägestern getragen. So trug Oberst E. Koch als Leiter AbtFJgWesen im WBK I (ab 1965 deutscher Bevollmächtigter im Bereich AFNORTH) Kiel noch Ende der sechziger Jahre bei einer NATO-Übung in Flensburg zum Arbeitsanzug den Metallstern an den Kragenecken. Ab 1959 wurden dann wieder Waffenfarben in die Bundeswehr eingeführt, und die Feldjägertruppe bekam die alte Traditionsfarbe der Gendarmerie „Orange“ zugewiesen. Warum man sich gerade für Orange entschieden hat, ist nicht eindeutig nachzuweisen, doch liegt die Vermutung nahe, dass durch den ähnlichen Aufgabenbereich mit der ehemaligen „Feldgendarmerie“ der Wehrmacht die Farbe Orange für die Feldjägertruppe geeignet erschien.
Obwohl die Bundeswehr sich ohne Zweifel eine eigene Tradition geschaffen hat, so ist doch unzweifelhaft, dass auch die Bundeswehr sich immer wieder auf vielen Gebieten an die historischen Gegebenheiten und Wahrheiten anlehnen musste. Nach der neuen Regelung wurden Änderungen in der Kennzeichnung an der Uniform der Bundeswehr nach dem Wegfall der „Sterne“ notwendig, und es erfolgte im Heer wieder die Einführung farbiger Kragenspiegel, je nach Waffengattung. Bei den Angehörigen der Feldjägertruppe wurden die Schulterklappen, der Kragenspiegel, der Kragen, die Schirmmütze, das Schiffchen und die Seitennähte (Biesen) der dunkelgrauen Uniformhosen mit ihrer neuen Waffenfarbe Orange unterlegt bzw. paspeliert.
Die Uniformbestimmung der Paspelierung galt bis Ende der sechziger Jahre und fiel dann wieder weg, die Paspelierung des Schiffchens und des Kragens erst 1977. Die Offiziere trugen dagegen zum Dienst- und Ausgehanzug bis heute zur Einfassung an der Mütze, des Schiffchens und an Kragen und Schulterklappen grundsätzlich eine silberne Kordel, wobei die Tuchunterlage der Dienstgradabzeichen Orange war. Bei den Unteroffizieren mit Portepee bestand die Krageneinfassung aus einer altgoldenen Kordel. Zusätzlich wurden bei den einzelnen Waffengattungen des Heeres farbige Flachlitzen in ihrer Waffengattung eingeführt. Damit erhielt die Feldjägertruppe orangefarbene Litzen, die am Ärmeleinsatz auf beiden Schulterklappen u.a. zum Feldanzug/Tarndruck getragen werden.
In der alten Armee waren die Litzen ursprünglich verstärkte eingefasste Knopflöcher des Rockes für Mannschaften und Unteroffiziere bei bestimmten Regimentern. In der Reichswehrzeit ab 1919 wurden erstmals auf den Kragenspiegeln, die in der Farbe der jeweiligen Waffengattungen ausgeführt waren, Litzen aus feinem Silberdraht angebracht. Auch im Verbandsabzeichen der Feldjägerschule in Sonthofen, als Schule des Heeres bis 2003, sehen wir ebenfalls die Waffenfarbe Orange. Im schildförmigen Verbandsabzeichen wurde Orange als farbliche Umrandung mit zwei gekreuzten Schwertern und einem darunter befindlichen „S“ geführt. Verbandsabzeichen werden nach wie vor auf dem linken Oberarm der grauen Dienstjacke/Mantel getragen. Aber auch von den vielen Modellen der Verkehrsregelungswesten der Feldjägertruppe war bei einem Modell Orange als Kennzeichnungsfarbe überwiegend verwendet worden. Abschließend ist anzumerken, dass viele Einheiten der Feldjägertruppe nach wie vor die Farbe als herausstechendes Merkmal ihrer Truppengattung in Abzeichen und Kennzeichnungen führen und verwenden. Bleibt festzustellen ,dass die Waffenfarbe auf den Großen Kurfürsten zurückgeht und die Feldjägertruppe auch über die Waffenfarbe ein Stück Preußen symbolisiert.
Literaturverzeichnis
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Archiv Schrader
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